Am 11.4.2013 brachte ein Leserbrief in der Zeitschrift Die Zeit zwei fröhliche Fotos zu der kleinen Plastik Fischpüddelchen (4.1912.08.; Fischerbrunnen 2.1912.01.), sie zeigte die Bewachung des nackten kleinen Fischermännchens vor dem Dom zu Aachen, weil diese Nacktheit als Provokation empfunden wurde. Der kleine pralle Kerl wurde von Hugo Lederer der Stadt als Dank dafür geschenkt, dass er den Auftrag für das Denkmal Kaiser Friedrich III. (2.1907.08.) erhalten hatte. Die Stadt stellte das kleine Brünnchen hinter dem Dom auf, wo es heute noch steht. Es löste Entrüstung aus, wurde bemalt, abgebaut und unter Polizeischutz wieder aufgestellt (Foto von 1912). Im Krieg (1943) wurde die Skulptur eingeschrottet, 1954 schließlich nach alten Fotos von dem Bildhauer Heinrich-Clemens Dick neu geschaffen und wieder aufgestellt. 2012 posierten zwei Polizisten erneut neben dem Bildnis.
Bemerkung am Rande: Als ich 1996 die Figur suchte, wusste der Besitzer des Antikengeschäfts unmittelbar daneben von Hugo Lederer nichts. Auch das Denkmal steht heute noch in Aachen, wenn auch an einem anderen Platz.
Zum Thema Antisemitismus und Nationalsozialismus fand ich folgendes Interview mit dem Tenor Jonas Kaufmann (Mannheimer Morgen, 11.4.2013):
Frage: Können Sie das wunderbare Werk (gemeint ist Richard Wagner) vom abscheulichen Antisemitismus trennen?
Antwort: Wagners antisemitische Schriften und seine Selbstüberschätzung werden immer Stein des Anstoßes bleiben (...). Ich finde, man sollte Werk und Mensch trennen, genauso, wie man den Antisemitismus eines Nationalisten wie Wagner vom Antisemitismus der Nationalsozialisten unterscheiden sollte.
Frage: Geht das?
Antwort: Dass Wagners Werke von den Nazis missbraucht wurden, ändert nichts an ihrer künstlerischen Bedeutung (...).
Das deckt sich ja mit dem Inhalt meiner Expertise. Bei Lederer sind wir da noch weit weg von dieser nüchternen Haltung. Fremdenführer in Hamburg zeigen schon einmal die Bismarck-Statue, über den Künstler wird geschwiegen, auf Nachfrage nur erklärt, er sei ein Nazi gewesen. Nach den bisherigen Forschungen ist dies allenfalls im üblichen Sinne richtig, Schuld hat er wohl nicht auf sich geladen. Und das ist maßgeblich! Und noch einmal: Die ihm zugewiesene Urheberschaft der NS-Kunstdoktrin ist nicht zu beweisen! Seine Kunst sollte als solche wirken dürfen. Sie steht ja immer noch mitten im Leben, wie die o. a. Geschichte beweist!